Contentklau – Wann sollte man auf kopierte Inhalte reagieren?

„Kopieren ist dreist, frech und unerhört“ – das ist der allgemeine Tenor, wenn es um das Kopieren von Inhalten im Web geht. Gerade bei Bloggern ist Kopieren alles andere als cool. Schließlich schreibt man nicht mal so schnell nebenbei einen Artikel, sondern muss dafür seinen Gehirnschmalz einsetzen. Doch gibt es beim Kopieren wirklich nur schwarz und weiß? Oder existieren dazwischen auch Grauzonen, bei denen es sich zwar um eine Kopie handelt, diese aber toleriert werden könnte?

Ab wann sollte man auf eine Kopie reagieren und wann sollte man tolerant mit einer Kopie umgehen? Diese Frage stellte ich mir, nachdem auf zwei mir bekannten Webseiten (blogprofis.de und internetmarketing-beobachter.de) Beiträge zu dem Thema „Contentklau“ in der Bloggersphäre auftauchten. Meine erste Reaktion auf den Diebstahl war natürlich „Dies ist eine Frechheit und so etwas gehört sich nicht.“ Denn in dem Beispiel wurde der Content eins zu eins von einer englischsprachigen Webseite kopiert, übersetzt und auf der eigenen deutschsprachigen Webseite veröffentlicht. Dabei verzichtete der „Blogger“ (wenn man überhaupt von einem Blogger sprechen kann) auf jegliche Angabe zum Urheber oder auf eine Verlinkung zu seiner Quelle. Man gewann somit den Eindruck, der verfasste Inhalt stamme von dem Betreiber der Webseite selber.

Reagiert man beim Contentdiebstahl durch einen gemeinnützigen Verein?

Doch wie würde man reagieren, wenn man seine Inhalte mit Angabe seines Namens und Verlinkung zu seiner Webseite im Netz wieder finden würde? Handelt es sich dabei wirklich um Contendiebstahl oder nur um eine billige Kopie auf die man nicht reagieren muss? Aus dem Bauchgefühl heraus würden sicherlich die Meisten mit „Ja, man sollte reagieren.“ antworten. Doch ich bin der Meinung, dies ist eben nicht der Fall. Hierzu drei Beispiele:

  1. Was ist, wenn es sich bei dem Blog um ein rein privat geführtes Blog handelt, das Inhalte kopiert, aber Quelle und Urheber nennt? Ist dies Contentdiebstahl, auf den man reagieren sollte?
  2. Was ist, wenn der Inhalt kopiert, Quelle und Urheber genannt wurde, der kopierte Content aber als Grundlage für wissenschaftliche Arbeiten dient? Ist dies Contendiebstahl, auf den man reagieren sollte?
  3. Was ist, wenn der kopierte Inhalt von einem gemeinnützigen Verein verwendet wird, und man als Urheber und die eigene Webseite als Quelle genannt wird? Ist dies Contentdiebstahl, auf den man reagieren sollte?

Das Problem bei kopierten Content ist eigentlich nicht der kopierte Content, sondern das Gefühl beim Urheber, welches der kopierte Content hinterlässt. Dies kann einerseits eine Verletzung seiner Ehre oder die Vermutung sein, der Kopierende bereichert sich an der eigenen Arbeit. Gerade beim dritten Beispiel kann ich mir gut vorstellen, dass die Kopie eines eigenen Artikels bei einem gemeinnützigen Verein nicht als Contentdiebstahl wahrgenommen wird, da keine kommerziellen Absichten erfolgen. Und im ersten Beispiel wäre es sogar schwierig, an den Betreiber des Blogs heranzutreten, da diese Blogs ohne Angaben zum Betreiber geführt werden können. Zudem gibt es heute schon genügend Beispiele, bei denen eine Kopie eines Inhaltes begrüßenswert wäre, weil die Originalwebseiten nicht mehr verfügbar sind (zum Beispiel die vielen toten Links in der Wikipedia).

Contenklau legal? – Jeder legt die Regeln selber fest!

Ab wann würde ich somit auf kopierte Inhalte von meiner Webseite nicht reagieren? Ich habe für mich drei Fragen festgelegt. Werden diese alle mit „Ja“ beantwortet, würde ich nicht reagieren, da man mich weder in meiner Ehre verletzen noch an meiner Arbeit bereichern würde.

  1. Wurde ich als Urheber genannt?
  2. Wurde meine Webseite als Quelle verlinkt?
  3. Verfolgt die Webseite mit meinen kopierten Inhalten gemeinnützige Ziele?

Über einen vierten Punkt denke ich derzeit aktiv nach. Denn was ist, wenn die kopierten Inhalte auch im Index der Suchmaschinen auftauchen? Wäre dies für mich in Ordnung, oder würde ich darauf bestehen, dass die Seiten mit meinen kopierten Inhalten nicht von Suchmaschinen indexiert werden dürfen? Vielleicht ist dieser Punkt auch eine Option anstelle des dritten Punkts. Denn wenn eine Webseite zwar meine Inhalte kopiert, diese aber von Suchmaschinen nicht indexiert werden können, würde sie mir auch keine Leser von den Suchmaschinen abluchsen.

Wie sehen Sie dies? Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Thema?