Sprache im Online-Shop: Was ist bei mehrsprachigen Websites zu beachten?

Sprache ist Macht. Sie öffnet Türen, doch sie schafft mit ihren Feinheiten auch Herausforderungen für die Übersetzung. Genau diese Feinheiten sind besonders wichtig für Online Shops, in denen eine Wohlfühlatmosphäre für die Kundschaft generiert werden soll. Worauf Sie beim Start und der Pflege mehrsprachigen Online Shops noch achten sollten, das klären wir in diesem Beitrag.

Allgemeine Grundlagen der Übersetzung eines Online Shops

Generell gilt der Grundsatz, dass eine Übersetzung nicht nur auf der Entsprechung der verwendeten Begriffe in der anderen Sprache basieren kann. Von Google Translator Übersetzungen sollten Sie also in jedem Fall die Finger lassen! Denn eine Übersetzung soll nicht nur “treu” sein, sie soll auch einladend (also stilistisch ansprechend), formal und sachlich korrekt sein.

Das Ziel eine Übertragung des Online Shops in eine weitere Sprache sollte deshalb sein, dass die Person aus diesem Sprachraum die Übersetzung nicht als solche erkennt. Im besten Fall sollte sie sich höchstens darüber wundern, dass der für sie französisch aussehende Online Shop aus Deutschland versendet. Wobei die besonderen Bedingungen des internationalen Versands natürlich klar kommuniziert werden müssen! Doch dazu später mehr.

Um also zu erreichen, dass ein deutscher Online Shop in Spanien nicht durch seinen absurden Sprachgebrauch, sondern durch seine besonderen Produkte bekannt wird, sollten bei der Übersetzung einige Faktoren Beachtung finden. Die Eurotext AG hat hierzu einen sehr hilfreichen Beitrag in ihrem Blog veröffentlicht, den ich im Folgenden kurz zusammenfassen möchte:

1. Die Übersetzung sollte korrekt sein – sowohl sachlich als auch formal

Gar keine Übersetzung ist besser als eine falsche Übersetzung – es dürfen also nur korrekte Texte auf die Website. “Sachlich korrekt” meint dabei, dass der entsprechende Sachverhalt genau so wie er ist, wiedergegeben werden muss. Im Text enthaltene Fakten dürfen sich durch die Übersetzung nicht verändern, Kategorienamen sollten auch in der zweiten Sprache die Kategorie gut beschreiben. Wird dieser Grundsatz nicht beachtet, droht im schlimmsten Fall ein schweres Missverständnis über das angebotene Produkt, worauf rechtlichen Konsequenzen folgen können.

Unter “formaler Korrektheit” versteht man unter anderem, dass keine offensichtlichen Fehler in der Übersetzung zu finden sind, also beispielsweise Grammatik- oder Rechtschreibfehler. Doch auch die sprachspezifische Schreibungen von Datumsangaben und Adressen fällt unter diese Kategorie. Wer schon einmal auf einer Website mit nicht korrekter Übersetzung gelandet ist, wird bezeugen können, wie unprofessionell und abschreckend eine Missachtung dieser Grundregel wirkt.
Denn: korrekte Texte schaffen Vertrauen beim Kunden – und das ist das Wichtigste im Onlinehandel! Fehlerhafte Texte sorgen für das genaue Gegenteil: Der Kunde oder die Kundin wird sich die Frage stellen, ob er oder sie dem Onlineshop vertrauen kann. Das Ergebnis sind weniger Verkäufe.

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2. Sprachliche Besonderheiten in Übersetzung mit einbeziehen

Besonders in Online Shops ist es wichtig, dass Fachtermini bspw. in Anleitungen eine gute Übersetzung bekommen. Doch nicht nur eine “gute” Übersetzung ist hier wichtig, auch auf Einheitlichkeit immer wieder verwendeter Begriffe sollte Wert gelegt werden. In modernen Sprachen gibt es außerdem sogenannte “Modewörter”, die je nach Zielgruppe in der Übersetzung berücksichtigt werden sollten.

Vom Deutschen kommend gibt es zusätzlich die Besonderheit der formellen oder informellen Ansprache des Lesers. Die Übertragung in einen anderen Sprachraum ist zwar nicht immer eine Herausforderung, vor allem nicht, wenn nur eine mögliche Ansprache existiert. Doch je nach Sprachen kann der Gebrauch der formellen Ansprache vom Deutschen abweichen. Beispielsweise nutzt man im Spanischen viel seltener das “Usted” als im Deutschen das “Sie”. Diese sprachlichen Besonderheiten sollten nicht außer Acht gelassen werden!

3. Maße und Einheiten an Sprachraum anpassen

Ja, es gibt Länder mit anderen Maßeinheiten als Meter und Liter. Und wenn in deren Sprache übersetzt wird, müssen solche Abweichungen  berücksichtigt werden, denn auch das gehört zu einer guten Übersetzung. Soll außerdem im Online Shop etwas außerhalb der Eurozone verkauft werden, ist eine Umrechnung in die entsprechende Währung nötig. Auch Uhrzeiten sollte man – je nach üblichem Gebrauch im rezipierenden Sprachraum – entweder im 12- oder 24-Stunden-System angeben.

Das mag nach Feinheiten klingen, doch diese netten Kleinigkeiten können immense Auswirkungen auf die Kauffreudigkeit Ihrer Kunden haben! Stellen Sie sich nur vor, Sie müssten in einem Online Shop immer von Britischen Pfund in Euro umrechnen – dazu wären wohl die Wenigsten bereit.

Außerdem führen falsche Maßangaben auf der Website in den meisten Fällen auch zu einem Ausschluss bei Google Shopping – immerhin eine der wichtigeren Trafficquellen im Onlinehandel!

Rechtliche Grundlagen mehrsprachiger Online-Shops

Vor dem Schritt in die Internationalisierung und damit in Richtung der Übersetzung des Online-Shops sollte immer ein Durchdenken der rechtlichen Konsequenzen stehen. Denn es gibt zwar inzwischen einheitliche Richtlinien auf EU-Ebene, diese sehen an vielen Stellen aber immer noch eine Nutzung des jeweiligen Landesrechts vor.

Alle hier zusammengetragenen Informationen sind zwar sorgfältig recherchiert, aber natürlich schließt das (Sach-)Fehler nicht aus! Die folgenden Absätze sollten also in keinem Fall als Rechtsberatung gesehen werden, im Zweifels- oder Problemfall hilft hier ein auf Online-Recht spezialisierter Anwalt sicher gerne weiter.

Grundlage zum internationalen Handel: Rom I, Art. 6 Verbraucherverträge

Ohne zu tief in die Materie einsteigen zu wollen, möchte ich kurz erklären auf welcher Grundlage internationale Handelsverträge von bspw. englischen Online-Shops basieren. Denn das ist dann essentiell, wenn ein Online-Shop übersetzt wird. In Rom I, Art. 6, Abs. 1 b) wird bestimmt, dass ein international geschlossener Vertrag auch dann nach dem Recht des Staates, in dem sich der Verbraucher gewöhnlich aufhält, zu behandeln ist, wenn der Unternehmer seine Tätigkeit nur in irgendeiner Weise auf diesen Staat ausrichtet.

Konkret bedeutet das, dass die Ausrichtung auf den spanischen Markt (z. B. durch eine spanische Übersetzung) fordert, dass der Handelsvertrag dann auch nach spanischem Recht erfolgt. Diese Bestimmung hat natürlich Konsequenzen: Beispielsweise gibt es schon innerhalb der EU viele verschiedene Bestimmungen zu Widerrufsrechten von in Online-Shops geschlossenen (Kauf-)Verträgen. So beträgt in Spanien die Widerrufsfrist 7 Werktage, in Deutschland dagegen sogar 14 Kalendertage.

Übersetzung AGB

Wichtig wird diese Bestimmung auch, wenn die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (kurz AGB) übertragen werden sollen. Übertragen deshalb, weil eine direkte Übersetzung hier kaum Sinn ergibt – die AGB müssen ja mit der Übertragung in die zweite Sprache auch an das entsprechende geltende Recht angepasst werden.

Möglichkeit Disclaimer

Eine Möglichkeit, um eine aufwändige Anpassung der AGB zu umgehen, ist einen Disclaimer auf der Website einzubauen. Darin wird dann die Ausrichtung des Online Shops eingegrenzt. Beispielsweise kann sich ein deutscher Online-Shop mit türkischer Übersetzung auch eben nicht an alle Personen in der Türkei richten, sondern ausschließlich an die türkischsprachige Bevölkerung innerhalb Deutschlands. Diese Information sollte in einem solchen Disclaimer stehen. In diesem Fall wäre dann eine Übersetzung der AGB genügend, da die Ausrichtung ja immer noch auf den inländischen Markt erfolgt.

Internationale Bestellungen ohne Übersetzung

Sie haben eine internationale Bestellung erhalten, obwohl ihr Online-Shop gar nicht in die Landessprache des Kunden übersetzt ist? Vielleicht stellt sich Ihnen nun die Frage, ob Sie ebenfalls die entsprechenden Landesgesetze beachten müssen. Hier kann Entwarnung gegeben werden: Da sich Ihr Online-Shop offensichtlich (da nur in deutscher Sprache vorhanden) nicht auf den anderen Staat ausrichtet, brauchen Sie kein gesondertes Landesrecht beachten.

Stattdessen erfolgen Widerspruch, Rücknahme usw. nach deutschem Recht, da bei einer Bestellung in einem deutschsprachigen Online-Shop davon ausgegangen werden kann, dass der Kunde der verwendeten Sprache soweit mächtig ist, dass auch die AGB von ihm verstanden werden können.

Ihre Erfahrungen

Sie haben bereits Erfahrungen in der Übersetzung von Online-Shops gemacht oder haben spezifische Fragen zum Thema? Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar!

Quellen:

www.gepruefter-webshop.de/shopbetreiber-blog/
www.unternehmer.de/marketing-vertrieb/
www.lawbster.de
www.web-grips.de/blog/
www.konversionskraft.de/tipps/
www.getelastic.com
www.t3n.de/magazin/
www.dejure.org/gesetze/Rom-I-VO/6.html