Wie sollte ich SKUs aufbauen, damit sie langfristig in jedem System funktionieren?
In meiner täglichen Arbeit mit Onlineshops, Feeds, Automatisierungen und Kampagnen stoße ich immer wieder auf dasselbe Problem:
SKU-Chaos.
Es beginnt oft harmlos mit ein paar Buchstaben im Produktcode, ein Sonderzeichen für die Lesbarkeit, und endet in stundenlanger Fehlersuche, fehlerhaften Kampagnen und unbrauchbaren Datenfeeds.
Eine SKU (Stock Keeping Unit = Artikelnummer) ist aber mehr als nur eine Nummer auf einer Produktseite. Sie ist der Schlüssel, der in allen Systemen dasselbe Schloss öffnen muss, egal ob im Shop, ERP, Feedmanager oder Google Ads.
Inhaltsverzeichnis
Warum können Buchstaben in SKUs zum Problem werden?
Klingt harmlos: Ein paar Buchstaben als Kürzel für Kategorien oder Farben.
Beispiel: BLK-100 für ein schwarzes T-Shirt.
Das Problem:
Sobald diese SKU aus dem Onlineshop in ein anderes System exportiert wird, kann Folgendes passieren:
- Google Ads wandelt alle Buchstaben in Kleinbuchstaben um (BLK-100 → blk-100).
- Google Merchant Center unterscheidet Groß- und Kleinschreibung (BLK-100 ≠ blk-100).
- Ergebnis: Das Merchant Center erkennt den Datensatz nicht mehr – Korrekturen oder Labels im Supplemental Feed (Subdatenfeed) greifen ins Leere.
Und das ist kein Einzelfall:
- Amazon speichert SKUs case-insensitive – Unterschiede verschwinden einfach.
- Microsoft Ads akzeptiert keine Case-Unterscheidung.
- ERP-/PIM-Systeme normalisieren automatisch auf Kleinbuchstaben, um Suchfunktionen zu vereinfachen.
- Automatisierungstools (z. B. n8n) oder API-Endpoints wandeln Keys oft stillschweigend um.
Das heißt: Jede SKU mit Buchstaben ist potenziell gefährdet, bei einem Systemtransfer verändert zu werden.
Welche typischen Folgen hat eine falsche SKU-Strategie?
Hier ein paar reale Szenarien, die ich selbst gesehen oder von Kollegen gehört habe:
- Fehlerhafte Labels im Merchant Center
Ein Händler wollte benutzerdefinierte Labels für saisonale Rabatte per Supplemental Feed setzen.
Google Ads hatte die SKUs in Kleinbuchstaben exportiert, das Merchant Center arbeitete aber mit Großbuchstaben.
Ergebnis: Keine der geplanten Steuerungen griff und die Kampagnen liefen wochenlang unoptimiert. - ERP-Integration verliert Produkte
In einer Multichannel-Anbindung wurden SKUs mit Sonderzeichen wie “/” vom ERP-System als Unterverzeichnis interpretiert.
Beim Import gingen ganze Produktkategorien verloren, weil der Importprozess die Dateien falsch zuordnete. - Excel killt führende Nullen
Ein Händler nutzte numerische SKUs mit führenden Nullen (001234).
Beim Export in Excel und erneutem Import ins System wurden die Nullen automatisch entfernt (1234).
Mehrere hundert Produkte hatten plötzlich neue, ungültige SKUs.
Anmerkung: Zwar lässt sich das Problem vermeiden, wenn die Spalte explizit als Text formatiert wird (ähnlich wie bei Postleitzahlen). Doch in der Praxis gehen diese Einstellungen bei CSV-Importen, Copy-Paste oder Automatisierungen oft verloren. Deshalb gilt die Empfehlung: Keine führenden Nullen in SKUs verwenden, um Kompatibilitätsprobleme von vornherein auszuschließen.
Ist „Nur Zahlen“ wirklich die sicherste Lösung?
Ja – wenn Prozessstabilität an erster Stelle steht.
Zahlen haben entscheidende Vorteile:
- Kein Risiko durch Groß-/Kleinschreibung.
Weltweit in allen Zeichensätzen identisch.
Einfach in APIs, Feeds und Automatisierungen verarbeitbar.
Kein Problem bei Internationalisierung – auch in Märkten mit nicht-lateinischen Schriften.
Aber es gibt auch Punkte, die man beachten muss:
- Keine führenden Nullen, um Excel-Probleme zu vermeiden.
- Genug Stellen für künftige Sortiments-Erweiterungen (z. B. 8–12 Ziffern).
- Wenn gewünscht, kann man mit Zahlenblöcken interne Strukturen abbilden (z. B. 100xxx für T-Shirts, 200xxx für Hosen).
Wann kann es trotz Großbuchstaben + Zahlen sicher funktionieren?
Es gibt Unternehmen, die bewusst auf Großbuchstaben + Zahlen setzen – und das funktioniert, wenn sie die folgenden Bedingungen erfüllen:
- Frühzeitige Vereinheitlichung auf Großbuchstaben direkt am Start der Datenpipeline.
- Kein Verlassen auf Buchstaben als Unterscheidungsmerkmal – Unterschiede müssen sich auch in der Zahl widerspiegeln.
- Strikte Vermeidung von Sonderzeichen und Leerzeichen.
- Skripte oder Middleware, die nach jedem Import/Export eine Format-Korrektur vornehmen.
Das ist technisch machbar, aber es bedeutet: Mehr Prozesspflege, mehr Fehlerpotenzial, mehr Kontrolle nötig.
Was ist mit Sonderzeichen in SKUs?
Kurz gesagt: vermeiden.
Gründe:
- Viele Feeds erlauben nur alphanumerische Zeichen plus “_” oder “-”.
- Sonderzeichen wie “/, \, %, @” können beim Parsen zu Fehlern führen oder als Steuerzeichen interpretiert werden.
- Leerzeichen werden von manchen Systemen automatisch entfernt oder ersetzt – und brechen so den Abgleich.
Beispiel:
Ein Kunde hatte SKUs wie “TSH/BLK/L”.
In einem Feedmanager wurde der Slash als Trennzeichen interpretiert – und plötzlich gab es drei einzelne Felder statt einer vollständigen SKU.
Wie sieht eine stabile SKU-Konvention aus?
Meine Empfehlung aus Sicht systemübergreifender und internationaler Robustheit:
- Primär: Nur Zahlen (feste Stellenanzahl, keine führenden Nullen).
- Alternativ: Großbuchstaben + Zahlen, wenn Buchstaben für interne Lesbarkeit wichtig sind – dann aber frühzeitig in der Datenpipeline auf Einheitlichkeit mappen.
- Keine Sonderzeichen, keine Leerzeichen.
- Keine länderspezifischen Buchstaben (Ä, Ö, Ü, ß etc.).
- Einheitliches Format für alle Produkte.
Kann eine KI helfen, die SKU-Logik langfristig sauber zu halten?
Ja – und das ist ein Gamechanger, wenn mehrere Personen oder Teams SKUs vergeben.
Vorteile einer KI-gestützten SKU-Vergabe:
- Zentrale Logik: Einmal definierte Regeln (z. B. Nummernblöcke pro Kategorie, Stellenanzahl) werden konsequent angewendet.
- Keine Dubletten: KI prüft und vergibt nur freie SKUs.
- Automatische Erweiterung: Neue Produkte landen im richtigen Nummernblock.
- International kompatibel: Wenn die Logik auf reinen Zahlen basiert, gibt es keine Zeichensatzprobleme.
- Nachvollziehbarkeit: Jede Vergabe ist dokumentiert.
Beispiel:
Dein Unternehmen nutzt:
- 100xxx = T-Shirts
- 200xxx = Hosen
- 300xxx = Schuhe
Mitarbeiter legt neues T-Shirt an → KI findet höchste vergebene Nummer im 100xxx-Block → vergibt automatisch 100127.
Kein Nachschlagen, keine Zahlensprünge, keine Überschneidungen.
Praxis-Tipp: Eine solche KI kann direkt in PIM, ERP oder Shopsystem integriert werden – und damit jede SKU-Generierung automatisch regeln.
Pro & Contra: Nur Zahlen vs. Zahlen + Buchstaben
| Variante | Vorteile | Nachteile |
| Nur Zahlen | Maximale technische RobustheitKeine Case-ProblemeInternational problemlos einsetzbarEinfache Verarbeitung in allen Systemen | Weniger „sprechende“ CodesGefahr von führenden Nullen (Excel-Problem)Ohne Struktur schwerer zu merken |
| Zahlen + Großbuchstaben | Kürzel für Kategorien/Farben möglichMenschlich leichter zu merkenInterne Struktur im Code möglich | Case-Probleme bei vielen Systemen (Google Ads, Amazon, ERP)Mehr Prozesspflege nötig (z. B. Automatisierung zur Umwandlung in Großbuchstaben)Zeichensatzprobleme bei nicht-ASCII-Buchstaben |
Fazit: Welche SKU-Strategie passt zu welchem Unternehmen?
Wenn dein Unternehmen stark automatisiert arbeitet, viele Systeme anbindet und ggf. international expandieren will, ist „Nur Zahlen“ die klare Empfehlung.
Der Verlust an Lesbarkeit ist verschmerzbar, wenn du dafür Null Risiko bei Systemtransfers hast.
Brauchst du dagegen mehr menschliche Lesbarkeit und interne Logik im Code, kannst du Großbuchstaben + Zahlen einsetzen – aber nur, wenn du bereit bist, die Prozesse konsequent zu kontrollieren und jede Abweichung sofort zu korrigieren.
Hinweis: Prüfe vorher unbedingt, ob alle eingesetzten Systeme (ERP, PIM, Shop, Feedmanager) das gewählte Format unterstützen. Manche Tools setzen klare Einschränkungen bei Länge, Sonderzeichen oder Zeichensatz. Im Zweifel gilt: Besser das Format an die Systemlandschaft anpassen, als später jedes System einzeln „zurechtbiegen“ zu müssen.
Grundregel:
- SKU-Formate müssen nicht „schön“ sein – sie müssen funktionieren.
- Und je simpler und standardisierter, desto besser halten sie den Alltag aus.


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